Über 120 Stufen zur Adventfeier im Dom

Club-Tirol begrüßte die Adventzeit am Dachboden der Domkirche St. Stephan

Über sieben Brücken musste einst auch Peter Maffay gehen, ehe er metaphorisch gesungen sein Lebens- oder Liebesglück fand. Über 120 Stufen mussten hingegen an die 200 Mitglieder des in Wien beheimateten Club Tirol an einem kalten Dezemberabend steigen, ehe sie sich dick eingepackt in winterlichem Gewande glücklich untereinander austauschen konnten. Der Andrang von in und um Wien lebenden Tirolerinnen und Tiroler zur Club-Adventfeier wäre noch ein größer gewesen, hätte nicht die diesjährige außergewöhnliche Location für das besinnlich, gesellige Beisammensein eine „Kopf-Zahl-Beschränkung“ aus feuerpolizeilichen Gründen erfordert: hoch oben, am wohl zentralsten Feierort der Bundeshauptstadt, dem Dachboden des Wiener Stephansdom, begrüßte der Club den Advent. 

„Liebe Freundinnen und Freunde, es ist nicht leicht in diesem aufregenden Ambiente schweigsam zu sein“, musste Club Tirol-Präsident Julian Hadschieff vor seinen Begrüßungsworten seine Landsleute freundlich ermahnen. Waren diese doch nach anstrengendem Aufstieg durch die enge Wendeltreppe und am Ziel ausgeschenktem, wunderbaren und wärmenden Willkommens-Punsch sogleich in begeisterte Gespräche über den geheimnisumwobenen Ort vertieft. Begleitet von Liedern des mit 31 Sängerinnen und Sängern angetretenen Chor Osttirol, sprach Präsident Hadschieff zunächst ein großes Dankeschön an alle Mitglieder des Clubvorstandes aus, die sich im laufenden Jahr wieder ganz besonders aktiv um tolle Club-Events gekümmert haben. Um dann – nach Wünschen an alle Versammelten auf eine trotz schwieriger Zeiten schöne weihnachtlich Vorbereitungszeit – das Wort an den Gastgeber und Hausherren zu übergeben. 

Möge das Licht mit Euch sein
„Bis auf die Tiroler ist es hier heroben sonst allen anderen zu kalt, normalerweise gibt es hier nur im Sommer Veranstaltungen“, hielt Dompfarrer und Domkapitular Toni Faber zunächst fest, um dann kurz über die Geschichte dieses historischen Bodens zu sprechen. Der Dachstuhl des Stephansdomes wurde ja beim großen Brand in der Nacht vom 11. auf den 12. April 1945 komplett zerstört. Das Feuer wurde nicht – wie viele vielleicht glauben – durch die Bomben entzündet, sondern durch den Funkenflug der Brände in umliegenden Geschäften, die Plünderer dort gelegt hatten. Wiederaufgebaut wurde der Dachstuhl statt der althergebrachten Holz- mit Stahlträgern. 

Faber entzündete die erste, wärmende Kerze auf dem bereit gestellten Adventkranz und gab dem Publikum einige adventliche Gedanken mit. Die Adventzeit sei zwar von vielen Feiern geprägt, wenn man sich davon nicht hetzen lasse, biete sie auch Raum für Besinnung, für ein Innehalten. Dabei komme es darauf an, „sich ein Licht aufgehen zu lassen und darüber zu meditieren, wie ich das Licht empfangen, bewahren und an andere weitergeben kann.“ Woher komme aber mit Blick auf die vielfach schlimmen Zustände in unserer Welt überhaupt ein Licht, wonach können wir Ausschau halten? „Wir haben einander, das ist eine gute Grundlage, um Licht zu empfangen, zu pflegen und es weiterzutragen“, so Faber und wünschte abschließend: „Möge das Licht mit Euch sein.“ 

„Mit Erlaubnis des Dompfarrers dürfen wir alle gemeinsam mit dem Chor jetzt schon Stille Nacht singen“, läutete Club-Vizepräsidentin Renate Danler das Ende des offiziellen Teiles ein. Danach durften sich die Gäste an einem herrlichen Heurigen-Buffet gütlich tun – zubereitet und „herauf geschleppt“ vom Mostschankbetrieb „Nutzhof“ (www.nutzhof.at) der Familie von „Club-Tirol-Seele“ Andrea Zöchling aus dem niederösterreichischen Michelbach. Was trotz frischem „Dachboden-Ambiente“ ausgiebig genutzt wurde. So manche der anwesenden Damen hatten sich auch vorsorglich mit Ski-Unterwäsche ausgerüstet. 

Um allen Gästen eine sichere Heimkehr zu gewährleisten, forderten Mitarbeiter der „Dom-Security“ gegen 22 Uhr freundlich, aber bestimmt dazu auf, den Abstieg über die 120 Stufen anzutreten. Über allfällige adventliche Abstürze ist deshalb bis dato nichts bekannt.